Wie es sich anfühlt, nach Deutschland zu kommen

Volunteers Newsletter 5-2024 Mary Anena

Mary Anena kommt 2021 für einen Freiwilligendienst nach Deutschland. Von kulturellen Unterschieden, Unterstützung und persönlicher Entwicklung.

Als Mary Anena sich entscheidet, für einen Freiwilligendienst nach Deutschland zu gehen, stößt sie zuhause in Uganda auf Unverständnis. „Meine Freunde haben mich gefragt, warum ich nach Deutschland gehen will“, erzählt die heute 29-Jährige. „Das sei ein Ort, an den man nicht wolle.“ Deshalb habe sie ein eher negatives Bild von Deutschland gehabt und damit gerechnet, auf unfreundliche Menschen zu treffen. „Aber zu meiner Überraschung wurde ich sofort sehr gut unterstützt, als ich nach Benediktbeuern kam“, erinnert sie sich an ihre Ankunft in dem oberbayerischen Klosterdorf im September 2021. „Ehemalige Don Bosco Volunteers haben mich am Flughafen abgeholt und ich wurde mit einem Pizzaabend Willkommen geheißen.“ 

Auf die Idee, nach ihrem Lehramtstudium in Uganda einen Freiwilligendienst als Don Bosco Volunteer zu machen, kam Mary durch eine Bekannte aus Deutschland. „Ich wollte Erfahrungen außerhalb von Uganda sammeln“, betont sie. Die kirchliche Trägerschaft durch die Salesianer Don Boscos half ihr bei ihrer Entscheidung. „Ich bin in einem katholischen Haushalt aufgewachsen“, erklärt sie. „In Deutschland Teil einer christlichen Community zu sein hat mir Sicherheit gegeben.“

Der Freiwilligendienst als Lernplattform

In Benediktbeuern angekommen wohnte sie zusammen mit elf anderen Freiwilligen in einer WG. „Wir fast wie eine Familie zusammengelebt. Wir haben miteinander gearbeitet, gegessen und gefeiert. Und alle haben mich sehr gut unterstützt. Denn obwohl ich in Uganda einen Kurs besucht hatte, konnte ich anfangs noch kein Deutsch“, sagt sie. „Die Sprache war wirklich ein Schock für mich.“ 

Auch das Heimweh machte es Mary nicht leicht. Dazu trugen auch das im Vergleich zu ihrer Heimat kalte Wetter und die kulturellen Unterschiede bei, an die sie sich erst gewöhnen musste. „Ich war seit etwa vier Wochen in Benediktbeuern und wir haben im Garten gearbeitet, als es zu nieseln begann. In Uganda gehen wir nicht raus, wenn es regnet“, berichtet sie. „Deshalb habe ich drinnen eine Pause gemacht, aber wurde bald wieder nach draußen geholt. Bei Regen zu arbeiten, hat sich für mich wie eine Strafe angefühlt.“

Durch schwierige Phasen und Erlebnisse half ihr neben ihren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern und der eigenen Familie, zu der Sie engen Kontakt hält, auch die Begleitung durch eine Don-Bosco-Volunteers-Mentorin. „Sie war immer für mich da und wusste wirklich, wie sie mich ermutigen und unterstützen kann.“ Auch die Bekannte, die Mary auf die Idee gebracht hatte, nach Deutschland zu kommen, war für sie da. „Wir hatten weiterhin Kontakt und sie hat mich zum Beispiel an Weihnachten zu sich nach Hause eingeladen“, sagt die ehemalige Freiwillige.

Verschiedene Kulturen verstehen

Heute blickt sie dankbar auf ihre Zeit als Don Bosco Volunteer zurück. „Der Freiwilligendienst war eine große Lernplattform für mich – voll von Austausch und Selbsterkenntnis“, macht sie deutlich. „Das kann ich jedem nur empfehlen.“

Nach ihrem Freiwilligendienst begann Mary ein Mathematik-Studium an der Universität München und arbeitet nebenbei im International Office der Katholischen Stiftungshochschule München, wo sie unter anderem Welcome & Orientation Weeks für ERASMUS-Studierende organisiert. Dabei helfen ihr auch ihre Erfahrungen als Don Bosco Volunteer, wo sie häufig mit Jugendgruppen und Schulklassen gearbeitet hat. „Die Studierenden kommen aus ganz Europa, Südamerika oder Afrika und bleiben für sechs Monate. In dieser Zeit brauchen sie dringend Orientierung“, weiß sie. „Ich habe erfahren, wie es sich anfühlt, aus einem anderen Land nach Deutschland zu kommen. Das hilft mir, die verschiedenen Kulturen zu verstehen.“ 

Noch bis 2026 möchte Mary in München studieren. Dann will sie ihren Master-Abschluss machen. Ob sie auch danach in Deutschland bleiben wird, lässt sie noch offen. Das hänge auch von den beruflichen Möglichkeiten ab, sagt sie. 

Text: Christoph Sachs; Foto: privat

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