Interview: „Ein tieferes Verständnis für globale Zusammenhänge“

Don Bosco Volunteers - Simion Schulz 2024

Der 19-jährige gelernte Maurer Simion Schulz aus Wittingen macht seit Mitte September in Kamuli, Uganda, einen Freiwilligendienst als Don Bosco Volunteers. Im Interview berichtet er von seinen ersten Erfahrungen.

Du bist gelernter Maurer und machst einen Freiwilligendienst als Don Bosco Volunteer in Kumali in Uganda. Was sind für dich bisher die größten Unterschiede zwischen den Arbeitsweisen in Uganda und denen in Deutschland?

Der größte Unterschied liegt sicherlich in den verfügbaren Materialien und Werkzeugen. In Deutschland arbeiten wir mit hochtechnologischen Geräten und auf höchstem Sicherheitsstandard. Hier in Kamuli ist vieles einfacher gehalten, und improvisieren gehört zum Alltag. Der Fokus liegt oft darauf, mit lokalen Materialien zu arbeiten, was eine ganz andere Herangehensweise erfordert. Ein Beispiel: In Deutschland würde man für eine Putzfläche ein professionelles Reibebrett verwenden. Hier habe ich ein einfaches Reibebrett aus Holz selbst gebaut, mit dem ich die Putzfläche abgerieben habe. Es ist beeindruckend zu sehen, wie man mit den einfachsten Mitteln trotzdem gute Ergebnisse erzielen kann. Außerdem arbeiten die Leute hier teilweise in Badelatschen, wenn sie Mauern hochziehen, was für mich unvorstellbar war, da wir in Deutschland auf spezielle Sicherheitsschuhe achten müssen. Die Sicherheitsgerüste bestehen oft aus Bambus, der einfach zusammengeknüpft wird – auch das ist ein krasser Gegensatz zu den stabilen Gerüsten und Sicherheitsvorkehrungen in Deutschland. Trotzdem funktionieren diese improvisierten Konstruktionen und zeigen, wie anpassungsfähig und kreativ die Arbeitsweise hier ist. In Uganda wird teilweise noch viel mehr von Hand erledigt, während in Deutschland Maschinen wie Bagger oder Betonmischer essenziell sind. Dennoch ist der Zusammenhalt im Team ähnlich – auf die Kolleg*innen kann man sich verlassen, egal unter welchen Bedingungen.

Du hast nach intensiven Ausbildungsjahren vorerst eine sichere Arbeitsstelle gegen einen entwicklungspolitischen Lerndienst in Übersee getauscht, was hat dich zu diesem Schritt bewegt?

Für mich war es eine bewusste Entscheidung, aus meiner Komfortzone herauszutreten und einen neuen Blickwinkel auf die Welt zu gewinnen. Nach der Ausbildung in Deutschland hatte ich das Gefühl, dass ich mich persönlich und beruflich weiterentwickeln möchte, und das in einem internationalen Kontext. Der Wunsch, etwas Sinnvolles beizutragen und gleichzeitig von anderen Kulturen zu lernen, war für mich ein entscheidender Faktor. Außerdem wollte ich die Gelegenheit nutzen, meine Fähigkeiten als Maurer in einem neuen Umfeld zu testen und gleichzeitig in einem sozialen und nachhaltigen Projekt mitzuwirken. Dieser Schritt ermöglicht mir, nicht nur fachlich, sondern auch persönlich zu wachsen. Es war mir auch wichtig, ein tieferes Verständnis für globale Zusammenhänge zu entwickeln und zu sehen, wie Bauprojekte in einem Entwicklungsland konkret zur Verbesserung der Lebensbedingungen beitragen können. Mir ist klar, dass dies ein mutiger Schritt ist, aber genau diese Herausforderung hat mich gereizt.

Kamuli ist eine neue Einsatzstelle, zudem bist du alleine ohne Mitvolontär*in ausgereist, welche Erfahrungen schenken dir auch in schwierigen Zeiten Kraft?

In schwierigen Zeiten hilft es mir, auf die kleinen Erfolge im Alltag zu schauen. Jedes abgeschlossene Bauprojekt, egal wie klein es sein mag, erinnert mich daran, warum ich hier bin. Außerdem gibt es die unglaublich herzlichen Menschen in Kamuli, die mich stets unterstützen und mich wie einen Teil der Gemeinschaft behandeln. Auch der Gedanke an meine Familie und Freunde in Deutschland gibt mir Kraft – sie stehen hinter mir und unterstützen mich in meinem Vorhaben. Darüber hinaus wurden wir in den Seminaren, die vor der Ausreise stattfanden, sehr gut auf alle möglichen Szenarien vorbereitet. Einige der Techniken und Methoden, die uns dort vermittelt wurden, helfen mir auch hier, in schwierigen Zeiten wieder Kraft zu schöpfen und Lösungen zu finden. Ob es Gespräche mit Einheimischen oder Übungen zur mentalen Stärke sind – diese Vorbereitung gibt mir Sicherheit, auch wenn ich alleine unterwegs bin. Ich habe gelernt, in schwierigen Situationen nicht aufzugeben, sondern gestärkt daraus hervorzugehen.

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